16. Neujahrsempfang am 12. Januar 2016
(Rückschau, 30.03.2016)Rückblick mit Bildergalerie
Auch 2016 konnte die Kreishandwerkerschaft Dachau auf ihrem traditionellen Neujahrsempfang zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft empfangen.
Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs wies in seiner Begrüßungsansprache auf die große Bedeutung des Handwerks für den Landkreis Dachau hin. Mit 19 Prozent der Betriebe stelle das Handwerk einen der wichtigsten Wirtschaftszweige dar. Der Umsatz liege mit 1,1 Milliarden Euro um ca. 2 Prozent über dem Vorjahr. Noch bedeutender sei die Rolle des Handwerks bei der Ausbildung: 42 Prozent aller Auszubildenden lernen ihren neuen Beruf in Handwerksbetrieben.
Dachs spürt jedoch auch eine gewisse Unruhe in den Betrieben. Viele kämen unter Vollauslastung an ihre Grenzen. Kunden müssten in der Folge manchmal leider etwas länger auf Angebote warten und Entscheidungen erfolgten ein wenig kurzfristiger. Manche Kunden zögen sich daher zurück, was sich auch an den nicht zufrieden stellenden Besucherzahlen auf der DIVA Dachau gezeigt habe. Andererseits sei auch die Flüchtlingsproblematik unverkennbar im Landkreis angekommen. Man frage sich, wie das alles in 2016 gestemmt werden könne.
Ein Blick in die Vergangenheit zeige aber, wie gut es uns doch derzeit geht. Nicht auf andere zu warten, sondern anzupacken, sei daher das Gebut der Stunde. „Hetzparolen und Gewalt sind und werden keine Lösung sein“, so Dachs.
Als weitere zentrale Aufgabe gelte es jetzt, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum anzugehen. Dabei liege ein Teil der Lösung schon seit Jahren vor uns: die stillgelegte MD Papierfabrik. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass endlich eine Lösung akzeptiert werde. Denn das Handwerk brauche Standortsicherheit; die Betriebe wollen in den Gemeinden bleiben und mit ihrem Namen und den Produkten im Markt präsent sein.
Landrat Stefan Löwl ging in seinem Grußwort ebenfalls auf die großen Herausforderungen durch Flüchtlinge und Asylbewerber ein. Unterbringung und Verpflegung reiche allerdings nicht aus; vielmehr müsse man noch stärker versuchen, die Integration der Menschen zu fördern. Ans Handwerk appellierte er, die jungen Menschen auszubilden oder neue Stellen zu schaffen und so mit großer Wahrscheinlichkeit motivierte, lernbereite und dankbare Arbeitskräfte zu gewinnen. Gerade im Handwerk seien die Chancen groß, durch die Zuwanderung dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel zu begegnen.
Löwl bedankte sich auch bei den Handwerksbetrieben für ihr Engagement bei der JOB-Messe in Dachau sowie der Bildungsnavi-App, bei der zum Beispiel in Unternehmen des Landkreises Videos über zahlreiche Ausbildungsberufe gedreht wurden. Denn es werde für die Handwerksbranche immer wichtiger, den Jugendlichen ihre Berufe als attraktive, moderne und zukunftsfähige Arbeitsfelder darzustellen.
Der Landrat ging auch auf das von Kreishandwerksmeister Dachs aufgeworfene Thema bezahlbarer Wohnraum ein. Der Landkreis müsse sich in den nächsten Jahren im Rahmen der Siedlungsentwicklung intensiv mit der Bereitstellung von ausreichendem und bezahlbaren Wohnraum sowie die Gewährleistung von Mobilität beschäftigen.
Oberbürgermeister Florian Hartmann nutzte sein Grußwort für die Forderung nach Ausweisung neuer Gewerbeflächen in Dachau. „Handwerk braucht Boden“ - mit diesem Satz brachte Hartmann sein Anliegen auf den Punkt. Was helfe es dem Handwerk, wenn die Politiker immer ins Hohelied des Handwerks einstimmen, sich dann aber nicht aktiv dafür einsetzen, die Rahmenbedingungen für das Handwerk hier vor Ort zu verbessern.
Dachau brauche dringend neue Gewerbeflächen, auf denen sich auch eine Schmiede, eine Kfz-Werkstatt oder eine Schreinerei ansiedeln könne, auf denen also nicht nur leise gearbeitet wird, sondern auf denen auch einmal mit einem Hammer auf ein Blech geschlagen werden darf und ein Holzbalken mit einer Kreissäge gekürzt werden darf. Dachau sei gerade dabei, unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept zu erarbeiten. Er hoffe, dass am Ende ein Ergebnis stehe, das auch die Bedürfnisse des örtlichen Handwerks angemessen berücksichtig.
Festredner Dr. Lothar Ebbertz, seit 15 Jahren Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, widmete sich in seinem Vortrag dem Reinheitsgebot, das 2016 seinen 500sten Geburtstag feiern kann. Es sei somit die älteste bis heute gültige lebensmittelrechtliche Bestimmung. Allerdings gelte das nur für das bayerische Reinheitsgebot. Zum deutschen Reinheitsgebot wurde es erst durch ein Reichsgesetz von 1906.
Ebbertz beschrieb auf unterhaltsame Weise den historischen Werdegang des Reinheitsgebots von seinen Anfängen bis zur europäischen Gesetzgebung. Einerseits konnte nicht verhindert werden, dass auch nicht nach dem Reinheitsgebot hergestellte Biere in Deutschland verkauft werden dürfen. Andererseits gehöre Deutsches Bier, gebraut nach dem Reinheitsgebot, als einziges deutsches Produkt seit 1996 zur Liste der geschützten, traditionellen Lebensmittel, deren Herstellungsverfahren und Rezeptur zwingend eingehalten werden müssen.
Auch auf die jüngste Herausforderung des Reinheitsgebots durch die aus USA stammende Craft-Beer-Bewegung ging Ebbertz ein. Er kritisierte vor allem, dass manche Journalisten unreflektiert deren Argumente nachbeten - in völliger Unkenntnis der geschmacklichen und Sorten-Vielfalt sowie der handwerklichen Tradition des heimischen Brauwesens.
Zum Abschluss des offiziellen Teils des Neujahrsempfangs konnte Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs 14 Jungmeisterinnen und Jungmeister ehren, die für ihre besonderen Leistungen von Staatsregierung mit dem Staatspreis ausgezeichnet wurden. Sie erhielten mit der Unterstützung der Sparkasse Dachau jeweils ein Bildungsstipendium in Höhe von 300 Euro. In seiner Ehrung ermutigte Dachs die Jungmeisterinnen und Jungmeister ihr Wissen an junge Leute weiterzugeben. Der Meister stehe für Nachhaltigkeit im Handwerk. Er gebe den Kunden Sicherheit und bleibe auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil unseres Wohnstandes. Mittlerweile erhalte man auch aus der EU immer mehr Unterstützung, den Meistertitel zu erhalten. Die duale Ausbildung werde angesichts der Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern als Vorbild gesehen.
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